Freude stiften Hamburg ist die Stiftungshauptstadt Deutschlands. Mittendrin trifft man immer wieder auf Jens Mergenthal und Jürgen Harms. Mit ihrer Arbeit im Stiftungsmanagement im Haspa Private Banking begleiten sie Stifterinnen und Stifter von der Gründung und darüber hinaus. Mit ihrer langjährigen Erfahrung, wissen sie wie man bürokratische Hürden gekonnt umschifft.
Im Interview sprechen sie über Beruf und Berufung und ermuntern alle, sich eingehender mit dem Stiftungsgedanken zu beschäftigen. Denn: wer etwas für andere tut, tut auch etwas für sich selbst.
Das ganze Interview finden Sie hier als Video oder zum Nachlesen.
Wenn ich mich mit dem Gedanken trage, eine Stiftung zu gründen. Wie läuft unser Erstkontakt ab?
JENS MERGENTHAL: Wir schauen uns die Motive der Stifter und Stifterinnen an, dann arbeiten wir mit ihnen gemeinsam heraus: Welchen Zweck wollen sie verfolgen? Wie soll ihr Gremium aussehen und welches Volumen soll vielleicht zu Lebzeiten schon integriert werden?
JÜRGEN HARMS: Das Wichtige ist, dass die Stiftung insgesamt passt. Wie beim Schneider. Da nützt es nichts, wenn man nur das Sakko anpasst, und die Hose ist zu lang. Man muss die gesamten Bestandteile der Stiftung richtig konfektionieren.
Ist der Zweck gefunden, kommen die Formalitäten, die eine Stiftungspersönlichkeit wahrscheinlich ziemlich binden?
MERGENTHAL: Wer eine selbstständige, gemeinnützige Stiftung gründet, unterliegt den Vorschriften des jeweiligen Landesstiftungsgesetzes mit dessen Aufsichtsbehörden und der Überprüfung durch das Finanzamt. In dem Verfahren können wir mit unserer Praxiserfahrung unterstützend tätig sein.
HARMS: Für uns sind diese Themen meistens gar nicht so die großen Klippen. Wir manövrieren den Stifter gerne schon in dieser Phase drumherum und helfen, dass das schnell richtig funktioniert.
Wie begleiten Sie im Stiftungsalltag?
MERGENTHAL: Viele Stifter denken zuerst, dass wir nur bei den Kapitalanlagen weiterhelfen. Aber wir helfen auch beim Netzwerken und beim Fundraising. Wir haben ein gut aufgestelltes Team und können somit die 360°-Beratung auch im Stiftungsmanagement anbieten. Bei größeren Stiftungen holen wir uns zudem die Expertise aus dem Family Office, aus dem Finanzierungsbereich sowie aus dem Portfoliomanagement. Das macht unheimlich viel Spaß. Da ergeben sich tolle Synergieeffekte.
Stichwort Netzwerken: Funktioniert das auch stiftungsübergreifend?
HARMS: Letztendlich kann eine Stiftung immer mehr Wirkung entfalten, wenn sie größer ist. Bei der Arbeit im Gemeinnützigkeitssegment erzielt man dadurch die größte Aufmerksamkeit, indem man viele Personen mitnimmt. Es gilt, Menschen zusammenzuführen, die etwas bewirken wollen. Die Anerkennung der Gesellschaft für das Tun steht bei den meisten Engagierten nicht im Vordergrund.
MERGENTHAL: Wir haben dieses Jahr wieder an den Deutschen Stiftungstagen in Hannover teilgenommen. Dort haben wir Stiftungen getroffen, die sich wiederum mit Stiftungen aus anderen Bundesländern zusammengesetzt haben. Dieser Austausch macht unsere Arbeit so vielfältig und diesen Netzwerkgedanken fördern wir ungemein gerne.
Ihre Aufgabe ist auch, das Stiftungsvermögen zu bewahren oder sogar zu mehren. Wie gehen Sie diese Aufgabe an?
HARMS: Die Satzungsthematik ist das Entscheidende. Was hat die Stifterin oder der Stifter für Absichten gehabt? Was soll mit dem Kapital passieren? Es gibt viele Dinge, die in diesem Rahmen vorgeschrieben sind, ob Kapital nominal erhalten werden muss oder ein realer Kapitalerhalt notwendig ist. Dinge, die wir auch im Nachhinein nicht ändern können. Wir hatten eine Niedrigzinsphase in den letzten zehn Jahren. Da hat sich die Frage gestellt, wie bekomme ich als Vorstand überhaupt eine Ausschüttungsrendite hin? Aktuell haben wir wieder einen Zins, den wir nutzen können. Deshalb ist es wichtig, sich genau mit diesen Satzungsthemen, aber auch mit der perspektivischen Ausrichtung der Stiftung auseinanderzusetzen.
In Hamburg sind vor allem große Stiftungen sehr prominent. Lenken wir das Licht mal auf die, die sonst im Schatten stehen: kleinere Stiftungen, die Sie persönlich beeindruckt haben mit ihrem Wirken.
HARMS: Ein Chemiefabrikant hat 1989 eine Stiftung für Alleinerziehende gegründet. Laut dem ursprünglichen Satzungszweck wollte er, dass die Stiftung Wohnungen für Alleinerziehende zur Verfügung stellt. Dabei war für ihn selbstverständlich, dass zu jeder Wohnung ein Garten gehört, damit die Kinder raus können und die Alleinerziehenden auch mal Zeit für sich finden. Ein tolles Beispiel, wie man durch eine individuelle Satzungsvorgabe dann auch gestalten kann, was man persönlich für richtig erachtet – ohne zu bevormunden.
Sie sind dem Stiftungsgedanken beide sehr verbunden. Ist das vielleicht der kleine Unterschied, den die Betreuung durch das Haspa Private Banking ausmacht?
HARMS: Unbedingt. Ich glaube, der klassische Banker ist da vielleicht manchmal fehl am Platze. Diesen Geist, den die Stifterinnen und Stifter mitbringen, und das, was sie auch an Selbstverwirklichung mit einbringen, das muss man aufgreifen. Es ist ganz wichtig, dass wir das spüren und dann natürlich auch in das Gesamtkonzept mit einfließen lassen. Das macht uns auch aus, nicht diejenigen zu sein, die nur ganz allgemein Zahlen zugrunde legen, sondern das Zwischenmenschliche immer in den Vordergrund stellen.
MERGENTHAL: Auf jeden Fall. Ich sehe uns nicht nur als Banker, sondern zusätzlich auch als Stiftungspartner. Zudem haben wir ein sehr, sehr großes Netzwerk, gerade in der Region Hamburg. Wir können auf ganz viel Kompetenz zurückgreifen hier im Hause. Das ist ein zweiter USP, den kaum jemand anderes hat.
Das klingt für mich nicht so, als ob Ihr Arbeitstag unbedingt immer am Schreibtisch stattfindet …
MERGENTHAL: Unser Arbeitstag kann mal ganz früh beginnen, wenn wir zur Stiftung rausfahren und Projekte anschauen. Und er kann auch ganz spät enden, wenn der Unternehmer uns nach seiner Tätigkeit noch mal im Büro empfängt. Der Job kann in die Wochenenden übergehen, wenn es Fachveranstaltungen gibt, die nicht in Hamburg stattfinden, sondern deutschlandweit. Von der Seite her ist unser Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich.
Wenn Sie beide so durch Hamburg spazieren, gibt es Momente, in denen Sie stehen bleiben und stolz denken: An der Entstehung, am Erhalt dieses Bauwerks, dieser Einrichtung habe ich mitgewirkt?
MERGENTHAL: Wenn man in der schönsten Stadt der Welt auf dem Weg zur Arbeit ist, stellt man fest: Ja, da habe ich mitgewirkt oder da habe ich vielleicht den Impuls gegeben. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, wie wichtig unser Wirken für die Gesellschaft ist, gerade in Bezug auf die Lücken, die es in der Gesellschaft gibt.
HARMS: Auch wenn man durch die sozialen Medien bummelt, merkt man natürlich, wie viele tolle Projekte dort mittlerweile vorgestellt werden und wie sich dort die gemeinnützige Idee weiterverbreitet. Und da stelle ich immer wieder fest, dass wir auch das eine oder andere Mal erwähnt worden sind.
Jetzt bitte ich Sie, mal einen Blick in die Zukunft zu werfen. Welche Herausforderungen warten auf das Stiftungsmanagement in den nächsten zehn Jahren?
HARMS: Wir sehen eine unheimliche Konzentrationswelle bei den Stiftungen. Viele kleinere Stiftungen, die man in den letzten 100 Jahren gegründet hat, haben Probleme. Es ist sehr schwer, Nachfolger zu finden. Das ist die größte Herausforderung.
MERGENTHAL: Und auf der anderen Seite ist es ganz klar die Regulatorik. Der Eingriff in die Stiftungslandschaft ist dadurch sehr, sehr groß. Sei es mit neuen Registerpflichten, sei es mit neuen Referentenentwürfen, die gerade entwickelt werden. Das weiter zu beobachten, wird sehr spannend sein, und ich hoffe, dass die Vereinheitlichung auch auf Bundesebene viele Vereinfachungen für die Zukunft mit sich bringt.
HARMS: Und wir werden auf jeden Fall eine Europäisierung des Stiftungsrechts sehen. Die angehende Vereinheitlichung der Gesetze in Europa ist ein wichtiger Punkt, den viele Stiftungen noch nicht auf dem Zettel haben. Wir rechnen in den Dreißigerjahren damit, dass da nochmal einiges auf die Stiftungen zukommen könnte.
Ich bin mir sicher, Sie würden gerne auch in Zukunft noch mehr Gutes für alle Hamburgerinnen und Hamburger bewirken. Wie wäre es mit einem Schlussappell an alle Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, eine Stiftung zu gründen?
MERGENTHAL: Wir können wirklich jeder Stifterin und jedem Stifter empfehlen, zu Lebzeiten eine Stiftung zu gründen, und nicht erst, wenn der Tag X irgendwann gekommen ist. Denn zu Lebzeiten hat man die Möglichkeit, zu sehen, was mit der eigenen Stiftung passiert, welche Zwecke tatsächlich verwirklicht werden. Man erlebt aus erster Hand, was man Gutes tun kann.
HARMS: Machen Sie nicht alle Fehler, die andere Stiftungen vorher schon gemacht haben, und gehen Sie zu demjenigen, der praktisch weiterhelfen kann. Nicht nur rechtlich und steuerrechtlich, sondern aus der täglichen Arbeit inspiriert. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Appell: Gehen Sie dorthin, wo auch wirklich Stiftung gelebt wird.
Jürgen Harms
Abteilungsdirektor Stiftungsmanagement
Telefon: 040 3578 - 97637
Mobiltelefon: 0151-14565173
Fax: 040 3578 - 93501
E-Mail: juergen.harms@Haspa.de
Jens Mergenthal
Abteilungsdirektor Stiftungsmanagement
Bankbetriebswirt, Zertifizierter Stiftungsberater (DSA)
Telefon: 040 3578 - 97621
Mobiltelefon: 0160 - 3695470
Fax: 040 35 78 - 97358
E-Mail: jens.mergenthal@haspa.de
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