![]() Andrea Rothaug by Katja Ruge |
Wegen der Corona-Krise ist das kulturelle Leben von jetzt auf gleich erloschen. Clubs, Bühnen und Musikschulen sind geschlossen, Konzerte abgesagt. Das Virus trifft unzählige Selbständige und stellt gerade Musikschaffende vor existenzielle Probleme. Wir haben Andrea Rothaug vom gemeinnützigen Verein "RockCity Hamburg" gefragt, wie die Musikschaffenden in Hamburg jetzt unterstützt werden können. |
Die Majorität der Betroffenen hat 100 Prozent Ausfälle, keine Rücklagen und investiert oft selbst in Album- und Videoproduktionen, Tourneen, Studioaufnahmen. Vertrieb und Design. Musikerinnen und Musiker haben oft keine Verträge mit Ausfallversicherungen und keine Ersparnisse für Krisenzeiten. Sie haben häufig in Kauf genommen, von wenig Geld zu leben, um uns mit Musik zu versorgen. Doch in dieser Krise, die noch einige Zeit anhalten und unsere Kulturlandschaft nachhaltig verändern wird, haben sie aktuell keine Perspektive auf Broterwerb. Vielmehr werden Tausende von selbständigen Musikerinnen und Musiker zum Sozialfall, denn angestellte Verhältnisse sind für sie in der Musikbranche selten. Es gibt kein Kurzarbeitergeld oder Ähnliches. Was bleibt, ist oft Arbeitslosengeld, denn bei vielen Corona-Hilfsprogrammen fallen die Musikschaffenden durchs Raster. Durch das Fehlen einer gezielten langfristigen Unterstützung dieser Musikschaffenden ist nicht nur der musikalische Nachwuchs in Gefahr, sondern die gesamte Einnahmesituation der Branche.
RockCity Hamburg e.V. hilft mit dem CORONAPHONE ganz direkt und gibt Antragshilfe, aber auch seelische Unterstützung. Darüber hinaus sammeln wir aktuell über unterschiedlichste Kanäle Spenden für Hamburgs Musikerinnen und Musiker, um unbürokratisch und niedrigschwellig denjenigen zu helfen, die vor dem existenziellen Aus stehen. Neben einem Merchandise-Shop in Kooperation mit Wizard und der Streaming-Konzertreihe „Quaratunes" in Zusammenarbeit mit Karsten Jahnke und PM Blue generieren wir durch einen Spendenaufruf unter dem Hashtag #musicsupportHH auch auf dem klassischen Wege Gelder für Hamburgs Musikschaffende, die durch den Ausfall der Veranstaltungen vielfach gravierendsten finanziellen Einbußen ausgesetzt sind. Außerdem sind wir Teil eines starken Netzwerks von Musikerinnen und Musikern sowie eng verzahnt mit der Behörder für Kultur und Medien in Hamburg. Eine starke Lobbyarbeit ist dieser Tage unerlässlich, denn wir brauchen einen tragfähigen Gagenfonds, der die Musikerinnen und Musiker nicht zu Almosenempfänger macht, sondern zu bezahlten Akteuren des gesamten auch digitalen Livemusiksektors.
Wir brauchen jeden Cent, der übrig ist! Denn diese Krise trifft eine Klientel, die uns allen eine kulturelle Grundversorgung geboten hat und weiter bieten möchte. Die Musizierenden haben zurzeit keine Perspektive und werden vom Kulturprekariat zum Sozialfall. Als Zentrum der Musikszene haben wir spannende Projekte und Ideen. Außerdem können wir unkompliziert Mittel weiterleiten. Ob an die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, die als Vollzeit-Veranstalterin von Konzerten jetzt 100 Prozent Einbußen hat oder das Ehepaar, das für Liveauftritte von Bands aus Hamburg arbeitet und momentan gleich zweimal nichts verdient. Sie alle benötigen Unterstützung in Form von Spenden. Auch Mikrospenden helfen! Was wir brauchen, ist Solidarität und den kulturellen Willen, für Musik in Hamburg etwas zu tun.
Wir werden zu 50 Prozent von der Behörde für Kultur und Medien getragen, allein für Spenden bleibt hiervon aber nichts übrig. Doch wir haben auch Unterstützer, die uns seit Jahren begleiten, wie die Haspa Musik Stiftung, die keine Sekunde zögerte und 10.000 Euro in den Spendentopf der Soforthilfe von RockCity gab. RockCity arbeitet im Rahmen des Hamburg Music Awards „Krach & Getöse" seit 12 Jahren mit der Haspa Musik Stiftung zusammen. Ohne sie wäre die Musikszene in Hamburg weit ärmer. Wir würden uns so sehr freuen, wenn die Hamburger die Musik von hier ebenso unentbehrlich einschätzen wie wir und hoffen, dass sie Musikfreunde mit Herz sind, die Lust auf kulturelle Vielfalt in Ton und Klang haben.
RockCity Hamburg ist das Netzwerkbüro der Hamburger Musikszene. Der gemeinnützige Verein fördert seit 1987 szenenah, kontinuierlich und marktgerecht die Arbeits-, Auftritts- und Vermarktungsmöglichkeiten der Hamburger Musikschaffenden.