Das Besondere am Neubau der Grundschule in Eilbek versteckt sich hinter der hellen Backsteinfassade. Dort wurden in den vergangenen Monaten rund 100 Kubikmeter an R-Beton, innovativer Recycling-Beton, verbaut. Bei der Grundschule Richardstraße kommt dieser nach mehrjähriger Forschungsarbeit erstmals in einem Neubau zum Einsatz. Der Recycling-Beton weist damit einen Lösungsweg für ein drängendes Problem: Wie lässt sich möglichst viel mineralischer Abfall recyclen?
Nötig wäre es. Bauabfälle machen 54 Prozent des anfallenden Mülls aus, darunter Millionen Tonnen an Beton und anderen mineralischen Materialien. Es ist also an der Zeit, darüber nachzudenken, wie nachhaltiger gebaut werden kann und was mit den eingesetzten Materialien anschließend passiert. Jährlich fallen rund 216 Millionen Tonnen an Bauabfällen an – das schreit einfach nach Recycling.
100 Prozent Recycling
Dieser Ruf ist erhört worden. Im EU-geförderten Projekt CIRCuIT hat die Otto Wulff Bauunternehmung in enger Zusammenarbeit mit Eggers Tiefbau, Otto Dörner, eHoch3 und der TU Hamburg innerhalb von vier Jahren eine neue Rezeptur für Recycling-Beton entwickelt. Diese „ist einzigartig, da die Körnung zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial besteht“, sagt Projektleiter Frank Beister. „Sie zeichnet sich durch einen maximalen Anteil an Rezyklaten aus, die aus mineralischem Abfall gewonnen werden.“ Die Grundlage bildet reiner Bauschutt von rückgebauten Gebäuden, der in einer Brechanlage zerkleinert und im Anschluss in den Kreislauf der Bauwirtschaft zurückgeführt wird. „Die Wiederverwertung beginnt schon auf der Abbruchbaustelle“, erklärt Beister. „Dort werden bereits sämtliche Materialien getrennt und sortiert, sodass ein hohes Maß an Qualität für das Rohmaterial, aus dem die spätere Körnung für den Recycling-Beton gewonnen wird, gewährleistet werden kann.“
„Die Wiederverwertung beginnt schon auf der Abbruchbaustelle. Dort werden bereits sämtliche Materialien getrennt und sortiert, sodass ein hohes Maß an Qualität für das Rohmaterial, aus dem die spätere Körnung für den Recycling-Beton gewonnen wird, gewährleistet werden kann.“
Frank Beister, BIM Manager OTTO WULFF Bauunternehmungen
Für Otto Wulff ist der R-Beton, wie Recycling-Beton kurz genannt wird, ein Meilenstein auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. „Wir müssen den Ressourcenverbrauch und die Umweltauswirkungen des Bauwesens überdenken“, sagt Projektleiter Frank Beister. Denn unter dem fortschreitenden Rohstoffabbau und -verbrauch leiden viele Lebensräume. „Aus dieser Herausforderung erwächst eine Chance: die Kreislaufwirtschaft.“ Deshalb wachse bei Otto Wulff der Anspruch, zuvor vermeintlich nicht verwertbares Abbruchmaterial im Sinne der Kreislaufwirtschaft für neue Bauvorhaben wiederzuwenden.
„Recyclingbeton steht den meisten herkömmlichen Betonen an Festigkeit, Tragkraft, Verarbeitung und auch visuell in nichts nach. Grundsätzlich spricht wenig dagegen, dass mehr Kreislaufwirtschaft in die Baubranche einzieht. In 45 Prozent der Neubauten ließe sich R-Beton technisch wie planerisch einsetzen.“
Stefan Wulff, Geschäftsführer der Otto Wulff Bauunternehmung
Wenn die Bürokratie so könnte, wie sie wollte …
Soweit ist es noch nicht. Im Hochbau liegt der Anteil von R-Beton derzeit noch bei rund 1 Prozent. Dafür gibt es zwei Gründe: das Material und die Bürokratie.
Das Material:
Die größte Aufgabe sieht Beister derzeit darin, einen stetig gleichförmigen Materialfluss in gewünschter Qualität zu gewährleisten. Häufig ist das Material verschmutzt und kann daher nicht genutzt werden. Zudem sorgen unterschiedliche regionale und geologische Eigenschaften dafür, dass Gesteinskörnung und Bestandteile variieren. Am besten eignen sich Bauwerke, die vor 1990 gebaut wurden: Dort lassen sich die Materialien meist problemlos sortenfrei abbauen. Sortenreiner, selektiver und auch wirtschaftlicher Rückbau braucht zudem meist Platz für Lagerung und Sortierung.
Die Bürokratie:
R-Beton liegt mit einer Körnung aus 100 Prozent Recyclingmaterial außerhalb der gültigen Normen. Das bedeutet, dass für jedes Bauvorhaben ein Antrag auf die Verwendung dieses ungeregelten Baustoffs bei der Behörde gestellt werden muss. Die Behörden erteilen ihre Zulassung erst nach umfangreichen Prüfungen. Die münden in ein Gutachten, das Tauglichkeit oder Gleichwertigkeit bestätigt. Die Prüfungskosten liegen im fünfstelligen Bereich, und das für jedes einzelne Bauvorhaben.
„Von den Hamburger Behörden werden wir maximal unterstützt und dafür sind wir ausgesprochen dankbar“, sagt Projektleiter Frank Beister. Doch die Behörden müssen sich natürlich an Recht und Gesetz halten, also an die derzeit gültigen Normen. Auch Geschäftsführer Stefan Wulff sieht die Normvorschriften, bei denen sich Änderungen meist über Jahre hinziehen, als Problem. „Zwar wurde die DIN 1045 Betonnorm aktuell in Bezug auf R-Beton noch erweitert“, sagt er, „aber das System ist nach wie vor zu unflexibel.“
… und der Preis für Recycling-Beton sinken würde
Es gibt noch eine dritte Herausforderung: den Preis. Weil die Herstellung von R-Beton aufwändiger ist als die Verwendung von Sand und Kies, kostet Recycling-Beton derzeit bis zu 10 Prozent mehr als „normaler“ Beton. Das könnten allerdings auch Anlaufschwierigkeiten sein. Projektleiter Frank Beister erwartet, dass sich die Kosten für angleichen, sobald sich die Betonindustrie auf den neuen Baustoff eingestellt hat. Denn der Preis für Rezyklate ist schon jetzt günstiger als der für natürliche Materialien.
Geschäftsführer Stefan Wulff sieht schon heute „großes Potenzial, wenn man den Einsatz von R-Beton mit einer konsequenten Materialreduktion verbindet.“ Sein Unternehmen will schon jetzt auf ihrem Weg zur Kreislaufwirtschaft weiter vorangehen. Das nächste Projekt mit Recycling-Beton ist bereits geplant – in Wilhelmsburg.
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