Baustellen-Müll: Mehr Downcycling als Recycling
Deutschlandweit fällt die Hälfte aller Abfälle auf Baustellen an. Der Bauschutt wird anschließend deponiert oder verbrannt. Nur ein kleiner Teil der Abfälle wie sortenreine Kunststoffe, Steinwolle oder EPS-Dämmstoffe wird derzeit stofflich recycelt. Der Grund: Die bei Abbruch- und Bauarbeiten anfallenden Wertstoffe werden nicht getrennt, sondern landen gemeinsam im Container. Dieses Durcheinander landet dann in den Recyclinganlagen. Für deren Betreiber rentiert es sich selten, aus diesem Mischmasch diejenigen Wertstoffe herauszufischen, bei denen sich ein echtes Recycling lohnen würde. „Statt Recycling findet ein Downcycling statt“, sagt Sven Saborosch, Geschäftsführer von easycircular. „Aus den gewonnenen Rezyklaten, werden neue Produkte mit geringerer Qualität geschaffen.“
Sven Saborosch, seit vielen Jahren im Abfallmanagement aktiv, ist fest davon überzeugt, dass sich eine Kreislaufwirtschaft mit echtem Recycling auch in der Baubranche umsetzen lässt. Bei der Kreislaufwirtschaft werden Materialien und Produkte möglichst lange wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert – und Ressourcen geschont. Saborosch will Wertstoffen, die auf Baustellen anfallen, eine „zweite, dritte oder auch vierte Chance geben“. Der Ansatz dafür: Zero Waste.
Was ist „Zero Waste“?
Zero Waste heißt nicht, keinen Abfall mehr zu produzieren. Das ist unmöglich. Es geht darum, möglichst viele der Wertstoffe wieder zu nutzen. Damit so wenig Abfälle wie möglich deponiert oder verbrannt werden müssen. Das sei nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft, sagt Sven Saborosch. „Unternehmen reduzieren Arbeitsaufwand bei der Verwaltung und senken zugleich die Kosten für Entsorgungsabfälle.“ Das Einsparpotenzial bei den Entsorgungskosten beziffert er auf 20 bis 30 Prozent.
Der erste Schritt: Stoffströme erfassen
Damit diese Vorteile tatsächlich genutzt werden können, müssen die Unternehmen der Baubranche allerdings umdenken. „Alles in den Container und ab dafür!“ hat ausgedient. Stattdessen müssen die Unternehmen ihre Stoffströme erfassen: Beton, Ziegel, Dämmstoffe, Bauplatten, Fliesen, aber auch das Kupfer in den Leistungen. Damit sich niemand in Excel-Tabellen verheddern muss, hat easycircular bereits vor Jahren ein digitales Tool entwickeln, mit denen Unternehmen ihre Material- und Stoffströme festhalten. Aus diesem Waste-Management-Tool hat sich mittlerweile ein Portal entwickelt. Sein Ziel: branchenübergreifende Lösungen zu schaffen, Stoffströme zu verändern und so den Kreislauf zwischen Herstellern, Baustoffhandel und Handwerk zu schließen. „Wenn wir um die Stoffströme wissen, können wir sie auch lenken“, sagt Sven Saborosch, „und damit die Recyclingquote auf über 90 Prozent steigern.“
„Auf Innenstadt-Baustellen ist jeder Quadratmeter bares Geld wert, oft gibt es nur Platz für einen Container. Normalerweise werden Bauabfälle wild gemischt und untrennbar entsorgt. Wir haben gezeigt: Durch fraktionsweises Befüllen und intelligentes Leeren können Abfälle sortenrein wiederverwendet werden. So sparen wir Geld und Ressourcen und fördern die Kreislaufwirtschaft durch logistische und digitale Lösungen.“
Sven Saborosch, Geschäftsführer von easycircular
easycircular-Geschäftsführer Saborosch gibt ein konkretes Beispiel, wie so einevernetzte Lösung aussieht: In Hamburg anfallender Gipsbeton landet derzeit, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, auf der Deponie. Die Alternative: „Oder man nutzt das easycircular-Portal und findet so einen Ort, wo der Gipsbeton recycelt werden kann.“
Nur was rein ist, kann recycelt werden
Entscheidend dabei: „Die Stoffe müssen rein sein“, sagt Sven Saborosch. Fenster beispielsweise seien gut wiederverwendbar. Doch wenn sie aus einem Container mit anderen Bauabfällen gezogen werden, hängen oft Steinchen auf dem Glas – schon ist Recycling unmöglich. Ähnlich sieht es mit Folien aus. Saborosch: „Die Materialien rein zu halten, ist beim Recycling das A und O für den Erfolg.“
Branchenübergreifendes Netzwerkeasycircular arbeitet deutschlandweit mit rund 4000 Partnern zusammen, um alle Aspekte der Kreislaufwirtschaft für die Baubranche abzudecken. Das Interesse wächst, das Portal zu nutzen. Das liegt auch an den Investoren, die Neubauten möglichst klimaneutral bauen wollen – da verstehen sich hohe Recyclingquote von selbst. Und es liegt am Gesetzgeber, der ebenfalls auf mehr Recycling drängt und von den Unternehmen der Baubranche entsprechende Abfallbilanzen einfordert. Längst gibt es entsprechende Prüfverfahren und Zertifizierungen, etwa ISO 14001 für das Abfallmanagement, das LEED- und das DGNB-Zertifizierungssystem bei Neu- und Umbauten oder auch BREEAM für den gesamten Lebenszyklus von Immobilien. Und der neue DIN-Standard SPEC 91436 misst den Reifegrad des Abfall- und Wertstoffmanagements. Sein Ziel: das Abfallmanagement zu verbessern.
Genau an diesen Schnittstellen treffen sich die Interessen des Gesetzgebers und der Unternehmen mit dem Angebot von easycircular. Denn um eine Abfallbilanz überhaupt erstellen zu können, müssen die Stoffströme erfasst werden. Und sobald sie erfasst worden sind, kann das echte Recycling beginnen. Und Zero Waste wird möglich!
Auch die Haspa hilft: Mit dem ZukunftsKompass ESGNachhaltig wirtschaftende Unternehmen sind zukunftsfähige Unternehmen. Diese Transformation ist allerdings komplex und anstrengend. Die Haspa unterstützt Bauunternehmer und -unternehmerinnen, den Wandel erfolgreich zu gestalten. Ein Angebot dabei: der Haspa ZukunftsKompass – Ihre persönliche Beratung auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft.
In 4 Schritten zu Zero Waste
Daten sammeln. Meist die aufwändigste Aufgabe: Unternehmen müssen sämtliche Stoffe, mit denen sie bei Bau oder Abbruch zu tun haben, erfassen. Wer eine Abfallbilanz erstellen muss, hat diese Daten bereits vorliegen.
Ist-Zustand analysieren. Mithilfe der Daten lässt sich nachvollziehen, wie mit den einzelnen (Wert-)Stoffen derzeit umgegangen wird. Dazu zählt auch, echtes Recycling von Downcycling zu unterscheiden.
Konzept erstellen. Auf Basis der Ist-Analyse wird ein Konzept erstellt, das die Stoffströme lenkt und so ein besseres Recycling ermöglicht. Das spart 20 bis 30 Prozent an Entsorgungskosten.
Umsetzung starten. Damit diese Einsparungen tatsächlich realisiert werden und der Zero-Waste-Ansatz greifen kann, muss dieses Konzept konsequent umgesetzt werden.
Ihre Ansprechpartnerin für Nachhaltigkeit und Fördermittel:
Mieke LindnerLeiterin der Haspa-Abteilung Nachhaltigkeit und öffentliche Fördermittel
Telefon: +49 40 3578 - 98646
E-Mail: mieke.lindner@haspa.de
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