Die Baukosten sind hoch. Ein Ausweg: Kosten sparen, etwa durch serielles Bauen. „Wir halten das serielle und modulare Bauen für einen zukunftsträchtigen Ansatz, um trotz hoher Baukosten weiterhin profitabel bauen zu können“, sagt Susanne Jappsen, Immobilienkundenbetreuerin der Haspa.
Beim seriellen Bauen werden Gebäude nicht mehr komplett auf der Baustelle errichtet. Stattdessen werden einzelne Elemente standardisiert vorproduziert und auf der Baustelle zusammengesetzt. Eine echte Serienfertigung ist allerdings eher die Ausnahme, häufiger ist die Modulbauweise. Beim modularen Bauen werden nur einzelne Module, etwa Bad oder Balkon, standardisiert vorgefertigt. Die Module lassen sich dann unterschiedlich zusammenfügen. So bleibt trotz gleicher Module jedes Gebäude einzigartig. „Das kann sehr schön, auch sehr individuell aussehen“, sagt Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), die sich für den verstärkten Einsatz von seriellen Bauen in Deutschland ausspricht.
Schlechtes Wetter? Gibt es nichtVorgefertigt werden vor allem Wände. Die werden anschließend verladen und zur Baustelle transportiert. Dort werden die Elemente und Module nach dem Lego-Prinzip aufeinandergestapelt und miteinander verbunden. Dieses Vorgehen spart viel Zeit. Bei schlechtem Wetter müssen die Arbeiten keineswegs ruhen, denn die einzelnen Module werden ja in überdachten und geheizten Hallen herstellt.
Bei Viebrockhaus, einem der größten Massivhausanbieter in Deutschland und Pionier des seriellen Bauens, werden die Häuser nach wie vor Stein auf Stein gemauert und nur Einzelteile gezielt industriell hergestellt. Der Bau unterm Zelt im Winter ermöglicht diese Bauweise das ganze Jahr hindurch. Die Zeitersparnis beim Bauen sei Dank einer eigenen Logistik, eigenen Handwerkern und einem gewissen Vorfertigungsgrad enorm, sagt Andreas Viebrock, langjähriger Chef und heute Aufsichtsratsvorsitzender von Viebrockhaus. „Wir fangen erst an, wenn die Baustelle vor Ort perfekt eingerichtet ist.“ Dann geht‘s schnell. Der Bau eines Power Townhouses mit mehreren Wohneinheiten dauert durchschnittlich vier Monate, das garantiert Viebrockhaus.
52 neue Wohnungen in LurupÄhnlich schnell soll es auch im Geschosswohnungsbau voran gehen. „Bauzeit geht ja immer auch ins Geld“, sagt Andreas Viebrock, hier könne durch die „enorme Effizienz“ beim seriellen Bauen richtig gespart werden. So wie bei den sechsgeschossigen Wohnhäusern an der Boberstraße in Lurup, die Viebrockhaus gerade im sozialen Wohnungsbau errichtet.
Erst die Fenster, dann die MauernDas Verblüffende bei den Bauarbeiten, nicht nur in Lurup: Erst kommen die Fenster, anschließend wird drum herum gemauert. „Dadurch sind wir im Geschosswohnungsbau richtig schnell“, sagt Andreas Viebrock. Früher sei die Idee, mit den Fenstern anzufangen, als unsinnig abgelehnt worden: Dadurch könnten die Fenster viel zu leicht beschädigt werden. „Die Erfahrung zeigt eindeutig, dass es mit unserem Ansatz weniger Beschädigungen an den Fenstern gibt als vorher, wenn die schweren Fenster durchs Treppenhaus geschleppt werden mussten“, sagt Viebrock.
Zeit und Kosten sparenWie hoch die Kostenersparnis durch serielles und modulares Bauen ausfällt, lässt sich nur grob überschlagen. 10 bis 15 Prozent weniger Kosten sind bei vielen Projekten möglich. „Eine stärkere Vorfertigung und Modularisierung des Bauens zeigt bereits heute deutliche Produktivitätsgewinne“ sagt Thomas Kirmayr, Leiter der Fraunhofer-Allianz Bau. Sonderwünsche allerdings können jeden Kostenvorteil zunichte machen.Viebrockhaus begegnet beim Einfamilienhausbau diesem Risiko, indem Kunden ihre Häuser individuell planen können – im Rahmen der angebotenen Hausmodelle, die das Unternehmen fortwährend aktualisiert. Mit dem „Alles aus einer Hand“- Prinzip vermeidet Viebrockhaus zudem, dass sich die verschiedenen Gewerke und ihre Schnittstellen auf der Baustelle aufeinander abstimmen müssen, was selten problemlos klappt. Häufig verzögern Abstimmungsschwierigkeiten und andere Störfaktoren den Baufortschritt. Beim seriellen Bau ist der Ablauf strukturierter: Die gesamte Produktion erfolgt idealerweise aus einer Hand. Deshalb kann häufig schon sechs bis acht Wochen nach Baubeginn das Richtfest gefeiert werden.
Ist die Baukrise vorbei?Die Kosten- und Zeitvorteile des seriellen und modularen Bauens sprechen sich herum. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) geht davon aus, dass sich der Marktanteil seriellen Bauens innerhalb der nächsten Jahre auf rund 10 Prozent mehr als verdoppeln wird. Es könnte sogar schneller gehen: Die steigenden Baukosten steigern die Attraktivität des seriellen Bauens. Während viele Bauunternehmen aufgrund der Kostensituation über schwierige Zeiten klagen, blickt Viebrockhaus auf zwei ausgesprochen gute Jahre zurück. Andreas Viebrock sagt: „Für Viebrockhaus ist die Baukrise vorbei!“
Serielles Bauen: die „Platte“ von morgen?Damit der Siegeszug der Module beginnen kann, muss das serielle Bauen allerdings gegen seinen schlechten Ruf ankämpfen: Niemand möchte in Plattenbauten nach DDR-Vorbild leben. Um so wichtiger sei es, betont das Verbändebündnis Wohnungsbau, beim seriellen Bauen optisch keine Anklänge an deren tristen und gleichförmigen Plattenbau-Siedlungen aufkommen zu lassen. „Wenn man serielles Bauen zu schlicht denkt, besteht natürlich eine Gefahr, wenn es nur um Masse geht und nur um Zahlen", sagte Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor in Hamburg, dem NDR. „Genau das darf uns eben nicht passieren.“ Die Gefahr ist glücklicherweise gering: Beim seriellen und modularen Bau dreht sich nicht mehr alles um die Betonplatte. Wände und Raummodule werden heute auch aus großformatigen Kalksandstein-, Ziegel- oder Porenbeton-Plansteinen vorgefertigt – oder sogar aus Holz.
Der Wunsch nach individualisierbaren Wohnungen ist nicht das einzige Problem beim seriellen Bauen. Das andere: die Bürokratie. „Die Bauämter müssen mitspielen wollen“, sagt Andreas Viebrock. Beim seriellen Bau übernimmt in der Regel ein Bauunternehmen alle Leistungen. Die Ausschreibung dafür erfolgt über eine sogenannte funktionale Leistungsbeschreibung. Diese Ausschreibungsform ist in öffentlichen Vergabevergaben allerdings nicht Standard, sondern Ausnahme und muss in jedem Fall gut begründet werden. Das alles kostet Zeit. Der GdW fordert daher, das Vergaberecht entsprechend zu modernisieren
Pionier „Woodie“371 Studierende wohnen im „Woodie“ in Wilhelmsburg. Alle Wohneinheiten – leicht stapelbare Massivholz-Container – wurden 2017 im Werk zusammengebaut und als Fertigmodule auf die Baustelle geliefert. Dort wurden die fertigen Wohnmodule per Kran sechs Etagen aufeinandergestapelt. Mehr Lego geht kaum. Nach neun Monaten war das Studierendenwohnheim einzugsbereit.
Serielles Bauen erobert die Schulen„Woodie“ war 2017 der Startschuss für serielles Bauen in Hamburg. Heute setzt beispielsweise der Landesbetrieb SBH | Schulbau Hamburg auf modulares Bauen, um den steigenden Bedarf nach Unterrichtsräumen gerecht zu werden. Herzstück für das Neubausystem ist ein modulares Tragwerk mit einer individuellen Grundstruktur, das anpassungsfähige Grundrisse und vielfältige Erweiterungsoptionen ermöglicht. Die Zeit zwischen Baubeginn und Fertigstellung liegt bei den „Hamburger Klassenhäusern“ bei höchstens neun Monaten.
Auch die SAGA setzt auf modulares BauenNicht ganz so schnell klappt modulares Bauen bei Wohngebäuden, auf das etwa die SAGA setzt. „Wir müssen schneller und kostengünstiger bauen“, sagt SAGA-Vorstandssprecher Dr. Thomas Krebs. Deshalb setze die SAGA auf serielle und modulare Ansätze als Alternativen zum herkömmlichen Individualneubau. Mehr als 4.000 dringend benötigte – und erschwingliche – Wohnungen will die SAGA durch serielles und modulares Bauen in den nächsten Jahren umsetzen – die ersten stehen schon.
Und die Haspa sorgt für die Finanzierung„Alle Bauherren müssen bei der Finanzierung die Kosten im Blick haben“, sagt Haspa-Immobilienkundenbetreuerin Susanne Jappsen. „Genau darüber reden wir mit ihnen, wenn es um die Finanzierung geht.“ Sie sieht es auch als gesellschaftliche Aufgabe der Haspa, den Bau von dringend benötigtem Wohnraum zu ermöglichen. „Und da reden wir auch von seriellen und modularen Bauen.“
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