Unsere Liebe zum Plastik – und die Folgen
Plastik macht unser Leben bequemer, ob als Joghurtbecher oder Chipstüte, als Schutzfolie oder PET-Flasche. Plastik ist vielseitig einsetzbar, problemlos formbar und ist zudem noch billig herzustellen. Kein Wunder daher, dass jährlich weltweit rund 400 Millionen Tonnen an Kunststoffen produziert werden. Das Problem dabei: Plastik wird meist nur einmal benutzt und wandert danach in den Müll. Und dort bleibt es lange. Sehr, sehr lange. Eine Chipstüte braucht rund 80 Jahre, bis sie abgebaut ist. Bei Joghurtbechern und Plastikflaschen dauert es sogar einige hundert Jahre. Selbst nach dieser Zeit ist das Plastik nicht weg: Es wird abgebaut zu winzigen Partikeln. Diese Mikroplastik bindet Schadstoffe, setzt sich in Tieren und Pflanzen fest und landet über die Nahrungskette auf unseren Tellern.
Wir brauchen Alternativen zum Plastik
Mit unserem Faible für Plastik gefährden wir Menschen nicht nur unsere eigene Gesundheit, sondern die des gesamten Planeten. Minute für Minute landet eine LKW-Ladung voller Plastik in den Meeren. Bald werde es mehr Plastik als Fische im Meer geben, warnt die Ellen MacArthur Foundation schon seit Jahren. Eigentlich sollten wir unseren Plastikkonsum drastisch drosseln. Ein Weg zu diesem Ziel: Wir nutzen ein Material mit ähnlichen Eigenschaften wie Plastik, das allerdings nach wenigen Wochen komplett zerfällt – und das rückstandslos. Auf englisch: traceless.
Traceless heißt folgerichtig das Startup, das ein rückstandsloses Material produziert, das viele Aufgaben von Plastik übernehmen kann. Der Clou: Dieses Bio-Material wird zu 100 Prozent aus natürlichen Stoffen hergestellt. „Es ist in keiner Weise schädlich für Mensch und Umwelt, da wir komplett auf die Nutzung von gesundheits- oder umweltgefährdenden Chemikalien verzichten“, sagt Co-Gründerin Dr. Anne Lamp.
„Und unser Material spart in Produktion und Entsorgung im Vergleich zu herkömmlichem Plastik bis zu 95 Prozent CO2 ein.“
Dr. Anne Lamp, Gründerin von Traceless
Biologische Reststoffe ersetzen Plastik
Das ist allerdings nicht der einzige Grund, warum Unternehmen überall in der Welt ein Auge auf das Hamburger Startup haben. Traceless nutzt pflanzliche Reststoffe, die anderweitig kaum sinnvoll genutzt werden können: Abfälle aus der Bier- oder Stärkeherstellung, Reste der Getreideverarbeitung. Davon gibt es mehr als genügend, entsprechend preiswert sind sie. Ein weiterer Grund für das globale Interesse: Das Bio-Granulat von Traceless kann in den üblichen Maschinen verarbeitet werden. Zusätzliche Investitionen sind überflüssig. Mit anderen Worten: Die ökologisch verantwortungsbewusste Plastik-Alternative ist keine teurere Alternative.
Klingt fast zu gut, um wahr zu sein? Erste Produkte haben den Praxistext bereits bestanden, etwa Aufhänger für C&A oder Einwegbestecke für den Gastroanbieter Aramark. Doch nun steht ein großer Sprung an, von der Pilotanlage zur industriellen Produktion. Der Standort für die Demo-Anlage ist bereits gefunden, 2025 soll es in Harburg losgehen. Insgesamt 36,6 Millionen Euro spendieren Investoren dafür, darunter Private-Equity- und Venture-Capital-Firmen, auch ein Bankenkonsortium mit der Haspa ist involviert. In der Demo-Anlage sollen jährlich mehrere tausend Tonnen an Granulat produziert werden. Abnehmer gibt es schon jetzt mehr als genügend.
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Traceless macht sich fit für den Markteintritt
Die Demo-Anlage ist für Traceless der echte Markteintritt – und zugleich doch eher ein Zwischenschritt: Das Startup will beweisen, dass es das Bio-Granulat industriell herstellen kann. „Wir müssen demonstrieren, dass das Ganze technologisch in industrieller Größenordnung funktioniert“, sagt Traceless-CFO Jakob Röskamp. Dann fließen auch die Gelder, um – letzter Schritt – ein richtiges Werk zu bauen.
„Die Nachfrage ist da“, sagt Traceless-CFO Röskamp. Sollte Traceless schon bald Granulat im großen Maßstab produzieren, wären die potenziellen Kunden froh: „Die Konzerne haben Bedarf, der in industriellen Größenordnungen liegt.“ Und die Zeit drängt. „Das Problem ist sehr dringlich“, sagt Röskamp. „Die Industrie wartet auf eine Lösung, also müssen wir schnell sein.“
Sowohl bei den Verbrauchern als auch bei den Unternehmen selbst wächst das Bewusstsein, dass wir verantwortungsvoller mit Plastik – und seinen Folgen – umgehen müssen. Das ist allerdings nicht der einzige Treiber: Gesetzgeber weltweit schränken den Gebrauch von Plastik immer stärker ein. Das Verbot von Plastiktüten und -strohhalmen innerhalb der EU liefert davon nur einen ersten Vorgeschmack.
Die Zeit drängt, die Kunden warten schon
Also drückt Traceless aufs Tempo. „Für ein Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe sind wir sehr schnell unterwegs“, sagt CFO Jakob Röskamp. Gegründet wurde Traceless 2020 von zwei Frauen: Anne Lamp hatte für ihre Promotion in Verfahrungstechnik erforscht, wie Lebensmittelreste als Plastik genutzt werden können; Johanna Baare bringt als frühere Unternehmensberaterin die betriebswirtschaftliche Expertise ein. Das Duo hat schnell einen Unterstützerkreis gefunden – zu denen zählt auch die Haspa.
„Als Haspa leisten wir uns den Luxus, ein eigenes Gründungscenter zu betreiben“, sagt Katja Eller, Abteilungsleiterin Start Up. „20 Frauen und Männer beschäftigen sich bei uns den ganzen Tag lang mit Gründungsthemen.“ Dabei geht es um grundsätzliche Fragen, etwa, welche Kosten beim Gründen häufig vernachlässigt werden. Die Haspa-Spezialistinnen und -Spezialisten wissen zudem, welche Förderprogramme angezapft werden können. „Vor den damit verbundenen Anträgen gruselt es die meisten“, sagt Katja Eller, „also unterstützen wir gern.“
Die Startup-Expertinnen und -Experten der Haspa helfen nicht nur bei der Gründung, sondern begleiten die jungen Unternehmen auf ihrem weiteren Weg. Dabei können Gründerinnen und Gründer auf das weit gespannte Netzwerk der Haspa zurückgreifen. So werden Kontakte zu etablierten Unternehmen hergestellt, auch die Standortsuche häufig beschleunigt. Sich für Traceless zu engagieren, war für die Haspa selbstverständlich: „Dieses Startup hat immenses Potenzial – und kann durch seinen speziellen Ansatz viele andere Unternehmen in Hamburg in Sachen Nachhaltigkeit weiterbringen.“
Der nächste Schritt: industrielle Produktion
Soweit ist es allerdings noch nicht, auch wenn Traceless mittlerweile rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, hauptsächlich Ingenieure, Chemiker und Verfahrenstechniker. Wenn es demnächst am Harburger Großmoorbogen mit der Demo-Anlage los geht, sollen weitere 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt werden, schwerpunktmäßig im Bereich Anlagenbetrieb. „Sobald wir im industriellen Maßstab produzieren, sind wir auch preislich noch wettbewerbsfähiger“, sagt Co-Gründerin Johanna Baare.
Wenn alles klappt wie erhofft, könnte schon in wenigen Jahren das industriell ausgelegte Traceless-Werk die Arbeit aufnehmen. Und wir könnten weiterhin die Vorteile von Plastik nutzen – allerdings ohne Plastik. Und daher mit gutem Gewissen.
Ihre Gründung – unser Know-how!
Starten Sie Ihre Erfolgsgeschichte mit dem Haspa StartUp-Center. Wir unterstützen Sie nicht nur mit finanziellen Mitteln, sondern auch mit einer kompetenten Beratung in allen Phasen der Existenzgründung.
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