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"Maike Weyrich Webmanufaktur“ – wo traditionelles Handwerk neu interpretiert wird

Der Webstuhl, an dem Maike Schambach in ihrer Webmanufaktur am Sachsentor in Bergedorf sitzt, ist über 100 Jahre alt. Bis 1989 stand das Unikat aus Nadelholz zur Herstellung von Meterware in der Rostocker Produktionsgenossenschaft „Gerhard Hauptmann“. Nach dem Fall der Mauer kaufte die Handwebmeisterin ihn für 250 D-Mark - der Grundstock für ihren heutigen Betrieb, in dem sie mit ihren Arbeiten das fast ausgestorbene Handwerk neu interpretiert: „Ich möchte die traditionelle
Webkunst erhalten.“  

Mit vier Jahren schon wusste Maike Schambach was sie mal werden möchte. „Damals besuchte ich mit meiner Mutter und meiner Oma eine Weberei, in der die beiden Produkte für ihr Kunstgewerbegeschäft einkauften“, erinnert sie sich. „Die Atmosphäre gefiel mir, die Gerüche der Wolle, das Klappern der Webstühle und zu sehen, wie durch das eigene Tun ein Stoff Zentimeter für Zentimeter entsteht.“ Noch heute bekommt Schambach glänzende Augen, wenn sie davon erzählt. Handweberei ist ihre Berufung.

Mitte der 80er Jahre machte Maike Schambach in der Warnemünder Werkstatt ihre Ausbildung zur Handwebergesellin, arbeitete dort zwei weitere Jahre und absolvierte 1992 ihren Meister. „Gerne wäre ich dortgeblieben, aber leider musste der Betrieb sich verkleinern“, erzählt sie. „Ich wusste zwar, dass ich mich irgendwann selbständig machen werde, aber die Zeit war noch nicht reif.“ Also ging sie zur Überbrückung in die Werbung und zu einem Radiosender. Nebenbei studierte sie in Rostock Betriebswirtschaft speziell für das Handwerk.

2005 zog Maike Schambach aus privaten Gründen nach Hamburg. In Bergedorf suchte und fand die Selfmadefrau ihr heutiges Atelier. Über dem historischen Flachwebstuhl befindet sich ein großes Lichtdach. „Ich brauche gutes Tageslicht für meine Arbeit“, erklärt sie. Die Unternehmerin, die mit einer Schneiderin zusammenarbeitet, webt und knüpft Stoffe für Kleider und Kostüme, Sakkos und Westen, Schals und sogar Handtaschen. Neben dem Gerhart Hauptmann-Flachwebstuhl steht ein Hochwebstuhl, bei dem die Kettfäden nicht waagerecht, sondern senkrecht laufen. An ihm führt die Handwebmeisterin vornehmlich kreative Arbeiten aus. In den Corona-Monaten war besonders der Interior-Bereich gefragt: „Renner“ waren Kissen und Wandgestaltungen aus Leder und Lampenschirme aus Plastikfolie – gestrickt oder gewebt. Schambach: „Wer im Homeoffice sitzt, möchte es um sich herum schön haben.“

Maike Schambach füllt eine Marktnische: Durch die Verwendung außergewöhnlicher Materialien wie Leder, Federn, Cashmere und Seide, stellt sie Gewebe her, die industriell nicht nachgewebt werden können. Ihre Produkte sind dadurch qualitativ hochwertige Einzelstücke. „Und so etwas wünschen sich viele Kunden“, lächelt die Handwebmeisterin. So verdankt sie ihren Erfolg auch in erster Linie der Mund-zu-Mund-Propaganda.

Mitunter kommen Kundinnen mit einem Foto aus einer Zeitschrift zu ihr mit dem Wunsch: „So ein Kleid, wie diese Frau trägt, möchte ich auch gerne haben.“ Dann ist Beratung mit Fingerspitzengefühl notwendig, denn nicht immer hat die Kundin die gleiche Figur wie die Prominente im schönen Outfit. Maike Schambach liebt die interaktive Arbeit mit ihren Kundinnen, diskutiert das Zusammenspiel von Stoff und Schnitt. Und sie ist einfühlsam und – diskret. So nennt sie nicht die Namen des Sängers und der Fernsehmoderatorin, die bei ihr Kunden sind.

Um auch jüngeren Kundinnen und Kunden Produkte der Webkunst nahe zu bringen, nutzt die Wahl-Hamburgerin mittlerweile auch Soziale Medien wie Facebook und Instagram: „Das sind heute wichtige Kanäle, um neue Zielgruppen zu erreichen.“

Eine Herzensangelegenheit von Maike Schambach: Sie möchte ihr Wissen um die alte, fast ausgestorbene Handwerkskunst an die nächste Generation weitergeben. Dafür geht sie in Schulen oder Kinder und Jugendliche kommen zu ihr in die Werkstatt. „Es macht mir Freude, den jungen Menschen etwas von den handwerklichen Anforderungen des Handwebens zu vermitteln und ihr Bewusstsein dafür zu schärfen“, sagt sie. Fasziniert sind die Kinder und Jugendlichen vor allem, wenn die Handwebmeisterin aus gebrauchten Materialien neue Dinge kreiert. Schambach: „Das ist mein kleiner Beitrag, zu zeigen, dass Nachhaltigkeit in der Stoffherstellung möglich ist."

Die Maike Weyrich Webmanufaktur ist eine der drei Favoriten aus der Haspa Aktion „Stark fürs Handwerk“. Die Haspa initiierte diese Aktion, um die Sichtbarkeit dieses wichtigen Wirtschaftszweigs für Hamburg auch während der Corona-Pandemie zu steigern. Die Betriebe konnten sich hierzu bewerben.

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