Haspa Unternehmerinnen-Talk "Fit for Business - Fit for Future"
"Wir müssen in unseren Netzwerken mehr Brücken bauen"
Anne Lemcke (Ankerkraut) Bettina Poullain (Haspa), Birgit Ohlerich (Verband deutscher Unternehmerinnen), Brigitte Huber (Chefredakteurin Brigitte) diskutieren auf dem Haspa Unternehmerinnen-Talk
Hamburg, 27. Mai 2019. Wie wichtig ist ein gutes Netzwerk? Sind Frauen oder Männer bessere Netzwerker? Diese und weiter Fragen diskutierten am vergangenen Montag Brigitte Huber, Chefredakteurin der Brigitte, Anne Lemcke, Mitglied der Geschäftsführung Ankerkraut GmbH, Birgit Oschmann von der Käthe Ahlmann Stiftung und Stefanie Huppmann, Leiterin Haspa Start-Up Center. In einem waren sich die vier Powerfrauen einig: Ohne ihr Netzwerk wären sie heute nicht da, wo sie jetzt sind.
Rund 115 Gründerinnen zwischen 25 und 80 Jahren waren der Einladung von Haspa und VdU Nord gefolgt, um mehr über Herausforderungen und Erfolgsfaktoren von Existenzgründerinnen zu erfahren - und natürlich um sich miteinander zu vernetzen. Bettina Poullain wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass unternehmerischer Erfolg nicht nur aus Wissen, Können, Machen, Wollen resultiert, sondern auch aus einem guten Netzwerk, von Kontakten, Dialog, Diskurs - und von Zusammenarbeit.
Was ein gutes Netzwerk bewegen kann, erklärte Anne Lemcke: "Gerade zu Beginn meiner Selbständigkeit fehlten mir Kontakte zu großen Unternehmen", so die Geschäftsführerin. "Durch die Auszeichnung mit dem deutschen Gründerpreis, erhielten wir ein individuelles Coaching - und damit Zugang zu einem Netzwerk, das in Geld nicht aufzuwiegen ist." Rosely Schweizer coachte das junge Unternehmen und öffnete ihnen die Türen. "Sie schrieb einfach eine Mail an den Vorstandsvorsitzenden der Oetker Gruppe, dass er uns anrufen solle", freute sich Lemcke. Mittlerweile arbeiten 93 Mitarbeiter für Ankerkraut - eine Erfolgsgeschichte.
Was so selbstverständlich klingt, ist in Deutschland aber eher eine Ausnahme. Noch immer gründen Frauen seltener Unternehmen als Männer. "Im Jahr 2017 lag der Anteil weiblicher Gründungen bei 40 Prozent, im Tech-Bereich gründeten sogar nur 15 Prozent", erzählte Stefanie Huppmann. Deshalb drängt sich immer wieder die Frage auf: warum? Nach Brigitte Hubers Erfahrung haben Frauen eher Angst vorm Scheitern: "Wenn eine Frau einen neuen Job bekommt, hat sie häufig das Gefühl, diesen schon zu 100 Prozent ausfüllen zu müssen". Aber sie machte auch Mut, dieses Verhalten zu überwinden, denn: "Jeder Mensch wachse mit seinen Aufgaben".
Start-Up-Expertin Huppmann macht sich auf zur Problem-Diagnose: "Frauen verdienen nachweislich weniger Geld für die gleiche Tätigkeit als Männer. Dadurch haben sie schlichtweg weniger Möglichkeiten, Rücklagen zu bilden". Dies sei ihrer Ansicht nach ein Grund dafür, dass Frauen häufiger kleinere Unternehmen gründen als Männer. Deshalb sei Networking umso relevanter, betonte Birgit Oschmann, die seit 20 Jahren in diversen Netzwerken aktiv ist. "Der Kontakt zu versierten Unternehmerinnen ist wichtig, um Know-how auszutauschen. Dadurch können junge Unternehmen schneller wachsen und sich stabilisieren", so Oschmann. Darauf aufbauend forderte Huber, dass wir in unseren Netzwerken mehr Brücken bauen sollten, um andere Frau sichtbar zu machen - zum Beispiel durch Weiterempfehlungen. "Denn wenn ich eine Idee für jemanden aus meinem Netzwerk habe, hat diese vielleicht auch wieder eine für mich - so profitieren beide."
Auf die Frage, welches Geschlecht denn nun der bessere Netzwerker sei, antwortete Lemcke: "Generell können wir viel von anderen Menschen lernen, ob Mann oder Frau" – Zustimmung aus dem Publikum. "Ob man ein guter Netzwerker ist oder nicht, kommt auf den individuellen Charakter an", so Lemcke weiter und fasste damit gut die Meinung des Panels zusammen. Huber gab abschließend noch einen wertvollen Netzwerk-Tipp. Dabei erklärte sie, dass es mit dem vernetzen am besten klappt, wenn man keine Rolle spielt, offen auf andere zugeht und auch mal versucht den ersten Schritt zu wagen - und auch das ist ihrer Ansicht nach geschlechtsunspezifisch.
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